Brinkert und Klingbeil (und mit ihnen eine Reihe von großen Namen: Koch, Lückert, Lumma) haben vor einem Jahr alles richtig gemacht: Dem dargestellten Scholz hat man wirklich abgenommen, dass er (mit großen Händen) richtig anpackt, aber ruhig und überlegt. Und bescheiden. Und souverän. Das Markenversprechen: ich führe Euch. Sicher, aber demütig.
Und jetzt läuft er mit biederer Aktentasche durch Chinareisen-Shitstorms, parliert kleingewachsen in Mephistoschuhen neben dem stilsicheren Ma(nn)cron, karrikiert mit Doppelwums-Wortspiel seine Bazooka aus 2020 oder kommuniziert durch Nichtwortmeldungen genau das Gegenteil des ein Jahr vorher geschaffenen Fremdbilds. Kleinbild statt Weitwinkel. Wie kann das?
Kein passendes Kanzleramtsbudget gefunden? Hat Klingbeil den Zugriff auf Brinkertlück reglementiert? Keine Zeit für so etwas Nebensächliches wie Markenpflege? Einfach gut gemeint, aber schlecht umgesetzt?
Wie auch es auch begründet sein mag, fahrlässig ist es schon. Denn Marken – auch und gerade personal brands – wachsen einfach in der Zeit (sie sind eben Bäume, keine Pilze) und verkümmern, wenn sie nicht gepflegt werden. Mit andauernder Selbstähnlichkeit in Botschaft, Verhalten, Gestalt und Leistung. So wie in Scholz Fall eben nicht.
Ich denke: der Zug ist nicht abgefahren; er dümpelt auf offener Strecke rum. Hat aber die – seltene – Chance (im allgemeinen unsicheren Weltenlauf begierig willkommen geheissen), wieder Fahrt aufzunehmen. Aber nicht nebenbei orchestriert, sondern mindestens ebenso hochkrätig besetzt und vertraut, wie vor 12 Monaten…
{*Marketing ist, was man draus macht. Und ich hätte recht wahrscheinlich was anderes draus gemacht. Vielleicht. Wer weiss. Denn weder habe ich die Chance dazu gehabt, noch kenne ich die Umstände, die tatsächlichen Ziele oder andere vorherigen Geschehnisse, die das Briefing geprägt haben. Aber muss da wirklich DAS draus werden. Nö.}