Wer im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Menschen einmal bei ihm Interesse wecken kann und in das jeweilige Bewusstsein vordringt, hat eine hervorragende Chance, aus, dieser prominenten Position heraus, Kapital zu schlagen. Zum einen wird es zukünftig grundsätzlich leichter sein, in das relevant set des jeweiligen Individuums vorzudringen (Aufmerksamkeit ist in den Köpfen anderer speicher- und kummulierbar), zum anderen besteht die Option, jetzt und hier aus der erreichten Grundaufmerksamkeit durch (auf das Zielsystem des Aufmerksamkeit-Gebers abgestimmte) Performance und Kommunikation einen kontinuierlichen Aufmerksamkeitsflow zu errichten. Dieser Flow zeichnet sich dadurch aus, dass die einmal gewonnene Aufmerksamkeit durch eine Kette von Aufmerksamkeit-haltenden „Ereignissen“ fortgeführt wird, indem Aufmerksamkeit von einem zum nächsten geleitet wird (So funktionieren Gespräche, TV-Sendungen, Hollywood-Filme, Werbung, Bundestagsreden, etc.). Das zeigt, dass es grundsätzlich möglich ist Aufmerksamkeit zielgerichtet an andere Ereignisse, Informationen Objekte und Subjekte (egal ob Personen, Themen, Güter, Informationen, etc.) weiterzuleiten. Und so natürlich auch an Ereignisse, Informationen Objekte und Subjekte, für deren Aufmerksamkeit (-sIllusion) der ursprünglich „Aufmerksame“ bereit ist, finanzielle Mittel aufzuwenden. Kurz: Wer gut darin ist Aufmerksamkeit zu generieren, zu halten und weiterzuleiten, ist auch ökonomisch erfolgreich. Denn heute mehr als jemals zuvor gilt: Money flows along with attention!
Nach Jahren der SocialWeb–Zentrierung (ich vergesse sie nicht, die Unkenrufe nach dem grunsätzlichen Ende der Webseite an sich) können zukünftig damit und dabei auch wieder Brand-Communities darin erfolgreich sein, die Aufmerksamkeit von Brand-Shareholder zu generieren und zu lenken. Denn angesichts der zunehmenden kritischen Bewertung von technologischen Revolutionen, wachsender Ablehnung der beherrschenden Plattformmodelle und unverändertem allgemeinen Decision Overload haben erfolgreiche Unternehmen endlich wieder beste Möglichkeiten, Gemeinschaften rund um Ihre Markierung zu begründen und neben Kooperationspartnern, Hilfsmarken und Usern/Nutzen/Consumern zu deren integralem Bestandteil zu werden. Diese Brand-Communities können dabei mittelfristig die zentralen Transaktionsplattformen von und für Unternehmen/Marken und ihre Nachfrager, Stakeholder und Lieferanten, etc., also alle Brand-Shareholder werden, wobei die Community-weite Übereinstimmung von ästethischen, sachlich-funktionalen, emotionalen und ethisch-ideellen Werten und deren Umsetzung in Philosophie, Positionierung, Strategie, Kommunikation, Design, Kultur, Performance und Organisation Basis dauerhafter Vertrauensbeziehungen, Loyalität und Markenbindung ist. (Die das begünstigenden gesellschaftlichen Entwicklungen und die entsprechenden Implikationen sollen an anderer Stelle diskutiert sein.)
Brand-Communities eröffnen sich durch Community–Management Wettbwerbsvorteile in Aufmerksamkeits-Ökonomien. Denn da natürlich auch für Community-Organizer das „Money flows along with attention!“-Prinzip gilt, ist davon auszugehen, dass gerade unter diesen Marken/Unternehmen, die von ihren Brand-shareholdern als umfassend vertrauenswürdig erachtet werden, die Top-Player von morgen und übermorgen zu finden sind. Es sind die Top-Player, die reich an Aufmerksamkeit sind und diese zu halten, zu nutzen und zu leiten wissen, indem sie zu konvergierten Konglomeraten aus Brand- und Nachfrager- und Anbieterseite erwachsen, und darauf aufbauend die Community-Transaktions-Plattform für externe Partner zu öffnen vermögen. Dies, indem sie einen Teil der ihnen zugewendeten Aufmerksamkeit auf andere Objekte/Subjekte leiten, für diesen Dienst Aufmerksamkeitsüberlassungs-Gebühren“ kassieren und gleichzeitig dadurch, dass sie die „sicheren“ Plattformgrenzen ausweiten, ihrer Kernaufgabe (Lotse/Helfer/Agent im zunehmenden information/decision overload zu sein) gerecht werden.
Doch Aufmerksamkeit zu generieren ist dabei eine Sache (Hoch lebe die Originalität), sie zu halten, in Transaktions- und Austauschprozesse (von Aufmerksamkeit, Informationen, Werten, etc.) zu überführen oder gar auf fremde Aufmerksamkeitsobjekte weiterzuleiten eine andere. Die Fähigkeit, die Respekt- und Love-Anteile von Performance und Kommunikation innerhalb der Brand-Community zu optimieren, wird damit entscheidend sowohl für jegliche Transaktionsprozesse als auch das Management des dazu notwendigen Aufmerksamkeits-Flows. Und das ist eine Kunst, die neu gelernt sein will. Nennen wir sie Branded Community Management X, ok?