Mindestens seit 30 Jahren offensichtlich, aber wann, wenn nicht jetzt so was von dran: Strategisches Handeln anhand evolutionärer Problemlösungsmuster um in der Postmoderne bestehen zu können; Und vielleicht ist sogar etwas mehr drin. Wie das alles zusammenhängt und was das mit Marke zu tun hat, steht im Folgenden:
Noch nicht so lange her, da war der Konstruktivismus der Moderne der unbestrittene State of the Art im Management. Problemlösungs- und Entscheidungsprozesse wurde als rationale Wahlen/ Entscheidungen verstanden, deren Einsatz zu vernünftigen und richtigen Lösungen führte. Das entsprach der damals (und leider allzuoft auch noch heute) herrschenden Grundvorstellung planmäßig organisierbarer Systeme, innerhalb derer zentral Ziele und Aufgaben festgelegt und Mittel bestimmt werden, die dann zur Aufgabenerfüllung und Zielerreichung vor–geplant einzusetzen sind.
Allerdings zwingt die Komplexität strategischer Problemstellungen zunehmend Alternativen dieser (naiven, wie schon Popper sie nannte) konstruktivistischen Rationalität zu finden. Denn weder sind heute Ziele und Wirkungsnetze a priori erkennbar, noch Ganzheitlichkeit umfassend deutbar, als dass Fragen der strategischen Unternehmensführung operational und einfach beantwortet werden könnten; sie sind einfach von zu großer Tragweite, Vernetzung und Heterogenität.
Als Lösungsansatz für die postmoderne Situation bietet sich die Annahme an, dass soziale Institutionen nicht das Ergebnis von gestaltender und lenkender Vernunft sind, die mit Einsicht in Zusammenhänge Effizienz und Effektivität hervorbringt. Statt dessen enstpringen sie Entwicklungsprozessen auf Basis von Entscheidungen und Problemlösungen auf allen organisationalen Ebenen, die in erster Linie auf nicht rationalen, oft unbewussten Befolgungen von „Regeln“ entspringen. Diese „Regeln“ sind nicht irgendwie festgeschriebene Gesetze, sondern als Muster organisationalen Problemlösungs- und Entscheidungsverhaltens zu verstehen, also nicht dogmatisch eindeutug festgelegte Rahmenbedingungen. Es handelt sich um gemeinsame Wertvorstellungen, Ziele, Leitideen, Richtungsvorstellungen aller Organisationsmitglieder, die als Orientierungsgrößen des Verhaltens des einzelnen Organisationsmitglieds Anhaltspunkte und Orientierungsmöglichkeiten des individuellen Verhaltens anbieten.
Marke ist dabei die entscheidende ordnende, weil muster– und dadurch kulturbildende Kraft, die das Organsationsspezifische vereint und prägt und damit Sinnorientierung erleichtert und Identitätsfindung unterstützt. Sie vereint Gefühle, Werturteile, Normen und ist somit mehr als Regelkreisdenken beeinflussende Kraft, da sie kulturelle Identität konstituiert, Sinnzusammenhänge stiftet und damit Entscheidungen leitet. Die Antwort auf die Frage nach strategischem Handeln in der Postmoderne lautet somit nicht Konstruktivismus, sondern Marke.
Was das mit abnehmender Bedeutung von Führung und dem Wiedererstarken von Management zu tun hat? Demnächst hier…