Serie: Was ist Aufmerksamkeit eigentlich (4)

 

[[[[ Zu oft thematisiert, zu undifferenziert diskutiert, zu oft unfundiert erklärt und überhaupt: die menschlichen Aufmerksamkeit ist trotzdem (oder grade deshalb?) mein Steckenpferd. Nicht nur weil sie eine der knappsten Ressourcen und begehrtesten Einkommen unserer postmodernen Welt darstellt, sondern auch weil sie zu erringen, zu halten und zu nutzen DIE Kernkompetenz des guten Marketers sein sollte. Mit dieser Serie will ich den Gesprächen über Aufmerksamkeit etwas mehr Seriosität zurück geben…]]]]

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• Bezeichnet man nun Aufmerksamkeit (in Übereinstimmung mit Roths Beschreibung als Eigensignal des Gehirns und Singers Erklärung als Zustand der Informationsverarbeitung in Form von neurologischer Synchronisation und Husserls phänomenologische Skizzierung) generell als „Intensitätsgrad intentionaler Erlebnisse“, so beschreibt dies eben dieses Heraustreten aus dem Bewusstseinsstrom durch Synchronisation. Sie ist also an sich nicht als Prozess, Akt oder Eigenschaft, sondern als Moment, als Akzidenz oder Eigensignal von Bewusstseinakten (egal, ob als Virgilanz -> Zuwendung, Awareness -> Wahrnehmung, Unwillkürliche Aufmerksamkeit -> Automatismen, Attention, Focussierung -> Verarbeitung, Konzentration -> Lernen, Rationalität ->Bewusstsein: Abrufen, Hinterfragen, Konstruieren, Repräsentieren, etc.), als das eigentliche jeweils aktuelle Ergebnis des Sebstorganisationsprozesses des Gehirns zu betrachten.

• Laufen also Wahrnehmen und Denken und Lernen und Erinnern als immerwährende selbstorganisierte, iterative Folgen nach den gleichen logischen Prinzipien ab und greifen sie auf die gleichen Bewertungsgrundlagen zurück und ist das Ergebnis immer ein Intensitätsgrad, der den weiteren Verlauf der internen Prozesse determiniert, indem er die Verwendung der dazu notwendigen Informationen und somit die Iteration der internen Funktionsabläufe vorherbestimmt, dann kommt in einer Welt des Informationsüberflusses gerade diesem Intensitätsgrad und seiner Entstehung besondere Bedeutung bei der Untersuchung von menschlichem Handeln zu, während theoretische Unterscheidung unterschiedlicher kognitiver Filter in den Hintergrund treten können.

• Denn wenn Aufmerksamkeit die Intensität ist, mit der interne und/oder externe Reize/Informationen auf hinreichende Neuigkeit und/oder Wichtigkeit abgeprüft, Neuverknüpfungen von Nervenzellen (willkürliche Aufmerksamkeit im Rahmen kognitiver Prozesse) angelegt, automatisierte Verhaltensprozesse (unwillkürliche Aufmerksamkeit im Rahmen automatisierter Handlungen) angestoßen oder Ignoranzen initiiert werden, dann übernehmen diese Prozesse zur immer neuen Bestimmung dieser Intensitäten implizit psychische Energie begrenzende, Neuronenkombinationen selektierende und Bewusstsein focussierende Funktionen. Damit können dann Zuwendungs-, Rezeptions, Verstehens- und Lernfilter in und zwischen Wahrnehmungs- Lern- und Kognitionsprozessen gedanklich zu einem Gesamtprozess integriert und als Aufmerksamkeits-bestimmenden Gesamt-Prozess interpretiert werden.

• Dies ermöglicht zum einen die drastische Reduktion der Modellkomplexität, da die unterschiedlichen Filter nun allgemein als aufmerksamkeitsbestimmende (Aufmerksamkeits-) Prozesse verstanden werden können. Zum anderen wird dadurch eine Dynamimisierung der Betrachtung möglich, die die Erklärungskraft des Modells auch für, das Leben und Kaufverhalten in der Informationsgesellschaft prägende, Phänomene wie z.B. schnelle Wechsel der Verhaltensebenen, spontane Reorganisationen von Wahrnehmungs- und Erfahrungsinhalten oder das massenhafte Auftreten neuer Einsichten steigert.

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